9. und 10. Juli 2016
Am Wochenende 9./10. Juli machten sich 9 Kunstfreunde unseres Vereins auf den Weg in die Kulturhauptstadt 2016 nach Wrocław. Wir wollten auf den Spuren von Wilhelm Kimbel, dessen Ausstellung in den Vereinsräumen gerade gezeigt wurde, ein wenig von seiner Zeit in Breslau erfahren.
Trotz einiger Wirren - es gab einen Zusammenstoß mit dem Zug gleich bei Klein-Mutz, weil ein Auto die Gleise überquerte - konnte die Reise fortgesetzt werden. Alle Zuginsassen kamen mit dem Schrecken davon und per Taxi noch rechtzeitig zur Abfahrt des Zuges in Lichtenberg an.
Wir fanden alle einen Platz in dem ausgebuchten Zug und kamen pünktlich gegen 13:00 Uhr in Breslau an.
Bahnhof
Schon der wiederaufgebaute Bahnhof mit seiner Riesenwandelhalle begeisterte und es wurden erste Fotos geschossen.
Dank der guten Vorbereitung von Petra Schier konnten wir ein sehr gelungenes Wochenende verbringen. Auch der Wettergott spielte mit.

In einem ehemaligen Kloster auf der Dominsel fanden wir eine nette Unterkunft, direkt an der Oder gelegen, mit Blick auf den Fluss. Nachdem alle ihr Bett gefunden hatten, erkundeten einige von uns gleich mal die Stadt, andere ruhten, bis wir gegen 17.00 Uhr von unserer polnischen Stadtführerin Renata Bardzik-Milosz vom "Projekt Wrocław" in Empfang genommen wurden.
Sie war uns von Frau Dr. Annemarie Franke vom Schlesischen Museum Görlitz empfohlen worden und hatte sich schon im Vorfeld sehr darum bemüht, unsere Neugier auf Kimbels Spuren in Breslau zu befriedigen.

Es folgte eine sehr interessante Stadtführung über mehrere Stunden, von der Dominsel, über die Sandinsel ins Zentrum. Wir erfuhren viel historisch Interessantes.
Heute ist Wrocław eine Kulturmetropole mit 630 000 Einwohnern, eine Studentenstadt voller pulsierenden Lebens, eine Stadt mit über 100 Kirchen und einer 1000jährigen Geschichte, eine Stadt, die am 6. Mai 1945 in Schutt und Asche gelegt wurde und heute in weiten Teilen wieder im alten Glanz erstrahlt. Ab den 60er Jahren begannen die Polen mit dem Wiederaufbau nach historischem Vorbild.
Die Stadt Rathaus
 
Zwerg Gefängniszwerg
Es gab viel für uns zu schauen.
Besonders lustig waren die etwa 300 überall in der Stadt aufgestellten Zwerge, die ein wahrer Blickfang waren:
Da steht ein Zwergprofessor vor der Uni, wir entdeckten einen Gefängniszwerg, Zwerge im Geldautomaten, viele kleine Handwerker- und Feuerwehrzwerge und den großen Papazwerg.
Die ersten Zwerge wurden während der Solidarnośćzeit aufgestellt.
Untergrund
Neben den vielen Kirchen und Jugendstilhäusern in alter Pracht weckte ein Denkmal unsere Aufmerksamkeit: Viele Leute gingen mit Sack und Pack in den Untergrund und kamen auf der anderen Straßenseite wieder hoch, auch ein Denkmal, dass an die Zeiten in den 80ger Jahren erinnern soll. Wir sahen viele Bars, Gaststätten, die große Markthalle, die leider schon geschlossen war, die Dombrücke, die über und über mit Schlössern der Liebespaare übersät war, Brautpaare und viele Straßenmusiker. An der Sandbrücke wusch ein Zwerg seine Wäsche in der Oder, witziges Fotomotiv.
Händel und Gretel
Unser Weg führte uns ins Universitätsviertel, dann zum alten und neuen Rathaus, mit den wieder aufgebauten Bürgerhäusern rund um den Großen Ring. Die Fresken am Alten Rathaus, die Kimbel gezeichnet hatte, konnten wir teilweise erkennen. Besonders hervorzuheben waren zwei ganz schmale kleine Häuser, die Hänsel und Gretel genannt werden.
In einer der Kirchen hatte Kimbel die Innenarchitektur gezeichnet, dank Renata entdeckten wir die Motive.
Wir kamen am alten Kaufhaus Wertheim vorbei, an der Oper, wo die kostümierten Sänger zu Fuß zu einer Opernfreilichtausführung liefen, sehr interessant aus nächster Nähe zu bewundern.
Breslau bei Nacht
Ein Abendessen, mit dem wir uns herzlich bei unserer Stadtführerin bedankten, rundete den Abend ab.
Einige fuhren per Taxi ins Hotel, denn wir hatten einige Stunden per pedes zurück gelegt, der Rest entschloss sich, durch das nächtlich erleuchtete Breslau zurück zum Hotel zu laufen.
Es war viel Leben auf den Straßen, in den Restaurants und Bars.

Oderblick Nach einem Frühstück in klösterlichem Ambiente ging es am Sonntag zur Oder, die der Stadt ihr Gesicht gibt.

Überall sind Bootsfahrten möglich, kleine Kanäle verwandeln die Stadt in ein polnisches "Venedig".

Dort charterten wir ein kleines Boot und machten uns auf Entdeckungsreise. Vorbei an Hausbooten und vielen Brücken bestaunten wir die Stadt.
Bootsfahrt
Leider ist das Elternhaus von Wilhelm Kimbel im Krieg zerstört worden, wie Renata für uns recherchiert hatte, aber wir haben gesehen, wo es sich einmal befand.
Geblieben sind also vermutlich nur eine alte Luftaufnahme, die Werbeanzeige und das Foto der Werkstatt seines Vaters Martin Kimbel in der ul. Mazowiecka (der ehemaligen Margaretenstraße) 7 - 9.
Danach genossen wir einen Aufenthalt in dem berühmten Botanischen Garten, tranken etwas Kühles, denn es war ein heißer Tag.
Und natürlich statteten wir dem berühmten Schweidnitzer Keller im Alten Rathaus einen Besuch ab, in dem schon Goethe und andere Prominente getafelt hatten, worauf die entsprechenden Schilder verwiesen.

Schade, dass es keinen Hinweis "Hier saß Wilhelm Kimbel" gibt, obwohl er doch hier mehr als einmal gewesen sein muss...
Im Botanischen Garten Schweidnitzer Keller
 
Langsam mussten wir an die Heimfahrt denken, wir holten das Gepäck aus dem Hotel und fuhren mit der Straßenbahn zum Bahnhof. In der Kürze der Zeit haben wir viel gesehen und erlebt, aber Vieles bleibt auch noch bei einer nächsten Reise zu bewundern.

Bemängeln muss man wohl, dass wir das Kulturprogramm im Zug nicht verfolgen konnten, da es sich im ersten Waggon abspielte und bei einem voll besetzten Zug natürlich nicht alle dahin umsteigen können.

Danke an die Organisatorin sagen alle Teilnehmer dieses interessanten Ausflugs auf Kimbels Spuren in eine bemerkenswerte, pulsierende, europäische Stadt.

[ Anneliese Blankenburg ]
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