17. September - 29. Oktober 2017
Jan Wittke erzählt, wie er zu dieser Art der Fotografie gekommen ist
Jan Wittke, einer der Preisträger unseres Wettbewerbs "Zehdenick- meine Stadt" anlässlich der 800-Jahr-Feier unserer Heimatstadt, präsentiert nun seine erste Ausstellung. "Restlicht - Fotografische Streifzüge durch die Nacht" ist der vielversprechende Titel, unter dem er seine faszinierenden Fotografien zeigt: Großstadt-Motive und -Panoramen, Entdeckungen in Fern und Nah.
Die Faszination der Fotos aus der "blauen Stunde" erfasste auch die Besucher der Vernissage. Mit großem Interesse wurden insbesondere die Nachtfotos aus Zehdenick betrachtet und die nächtliche Lichtsicht auf Zehdenicker Motive bestaunt.
Fotos wie diese entstehen nicht mal eben schnell so nebenbei...
Dafür erfordert es Konzentration, ein gutes Auge, viel Geduld - denn man muss warten können, bis man den richtigen Moment erwischt... Oder mitunter auch blitzschnell reagieren, denn nur so kann man den einen besonderen Moment festhalten, der sonst auf ewig verloren wäre....
Der Franzose Henri Cartier-Bresson, einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts, der übrigens auch Maler war, beschrieb das so: "Fotografieren heißt den Atem anzuhalten, wenn sich im Augenblick der flüchtigen Wirkung all unsere Fähigkeiten vereinigen. Kopf, Auge und Herz müssen dabei auf eine Linie gebracht werden. Fotografieren, das ist ... eine Art zu leben."
 
Oft wird die Fotografie auch mit der Jagd verglichen, zum Fotografieren braucht man einen Jagdinstinkt, allerdings ohne dabei zu töten. Es ist die Jagd der Engel... Man verfolgt, zielt, schießt und - klack!-anstelle von Toten bringt man Unsterbliche hervor...
Andererseits: "Die ersten 10 000 Aufnahmen sind die schlechtesten." Das wusste schon der Starfotograf Helmut Newton. Wenn man nicht zu 100 % zufrieden ist mit den Bildern, dann versucht man es immer wieder - also braucht es Ausdauer, Wille und Fähigkeit, aus Misserfolgen zu lernen...
Jan Wittke verfügt zweifellos über all diese wichtigen Voraussetzungen, das beweisen seine hier ausgestellten Fotografien.
Die Lesung einer Kurzgeschichte von der Schülerin Lisa Bresch umrahmt den kulturellen Sonntagnachmittag
 
Eine weitere wichtige Voraussetzung ist natürlich auch die nötige technische Ausrüstung. Dazu gibt es diese wunderbare Anekdote von Helmut Newton und dem Koch, der zu ihm gesagt haben soll: "Ich bin ein großer Fan Ihrer Arbeit. Großartige Fotos! Sie müssen eine tolle Kamera haben!" Newtons Antwort auf die Anmerkung des Kochs lautete:"Ihr Essen schmeckt ganz vorzüglich, Sie haben ganz bestimmt tolle Töpfe."
Nein, nicht die Kamera macht das Bild, sondern das Auge des Fotografen. Und nur, wer richtig zu sehen gelernt hat, kann auch fotografieren. Jan Wittke beherrscht durchaus beides: das Sehen und das Fotografieren.
Was ist es nun, das ein gutes Foto auszeichnet?
Benjamin Jaworskyj, Autodidakt wie Jan Wittke und heute einer der bekanntesten Fotografen in Deutschland, von dem Jan viel gelernt hat, beantwortet diese Frage so:
"Aus Fotografensicht: Dass man sich darüber freut und der Moment, den man abgelichtet hat, irgendwie besonders war.
Aus Betrachtersicht: Ein Bild mit dem man sich beschäftigt, aus welchem Grund auch immer. Schön, abstoßend, nachdenklich. Alles ist erlaubt."
"...und auf das man länger als eine Sekunde schaut."
würde Henri Cartier-Bresson hinzufügen.
Betrachtungen und anregende Gespräche

In der Tat: An einem Bild sind immer zwei Leute beteiligt: der Fotograf und der Betrachter. Es ist ein Medium, durch das die persönlichen Wahrnehmungen, Intentionen und Gefühle des Fotografen auf die ebenso individuellen wie unterschiedlichen Wahrnehmungen, Intentionen und Gefühle der Betrachter treffen.
Wünschen wir daher Jan Wittke und seiner Ausstellung also viele, viele interessierte Besucher, die sich Zeit dafür nehmen, seine Fotografien zu betrachten und sich damit zu beschäftigen, um vielleicht Bekanntes mal aus einer anderen Perspektive zu sehen oder sich von Jan Wittkes Entdeckungen auf seinen fotografischen Streifzügen durch die Nacht überraschen zu lassen oder auch einfach nur, um sich an der Schönheit dieser Aufnahmen zu erfreuen.
Den fotografischen Streifzügen durch die Nacht können Besucher noch bis zum 29. Oktober 2017 immer freitags und sonntags zwischen 14 und 17 Uhr folgen.
Übrigens:
Jan Wittke hat einen Kalender für 2018 erstellt. Einen Teil des Erlöses vom Verkauf will er für ein Kinderprojekt einsetzen. Kinderaugen sehen unsere Welt aus ihrer Sicht und diese Sicht ist wichtig für unsere Gemeinschaft.
Eine tolle Idee, finden wir und werden dieses Projekt unterstützen. Der Kalender kann in der Ausstellung erworben werden.
nach oben