8. November 2009
Der Autor: Ernst Röhl Buchcover "Wo bleiben die Westpakete"
Ernst Röhl
Nach dem Mauerfall durch den Kakao
Eher zufällig als ironisch wurde der Satiriker und Kabarettist Ernst Röhl am Sonntag im Raum der Hobbykünstler in Zehdenick eingerahmt von unzähligen bunten Blumen, die allerdings auf Papier oder Leinwand gebannt waren von Andrea Hunziger und keineswegs und wenn, dann sicher nicht wissentlich, einen Faden spannen zu den "20 Jahren blühender Rabatten", die Röhls neuestem Buch "Wo bleiben die Westpakete" den Untertitel gaben.

Der Eulenspiegel-Autor war vor zwei Jahren bereits zu Gast bei den Kunstfreunden und gab nun Deftiges, Witziges und scharfsinnige Beobachtungen aus der Zeit nach der Wende zum Besten. Zuvor jedoch besiegelte er die Zeit "der zweiten deutschen Diktatur" mit ein paar Losungen Made in GDR: "Alles was wir sind, sind wir durch die Partei" oder an der Leipziger Wollspinnerei "Wir spinnen für den Frieden". Auch Erich Honecker wurde noch einmal in die Welt der Episoden verfrachtet. Selbst die liebe Sonne verabschiedete sich des Abends von ihm mit: "Leck mich am Arsch, jetzt bin ich im Westen".

Röhls ununterbrochener Redefluss hielt das Publikum, welches in seinem Umfang fast den Raum sprengte, in Spannung und alle Lachmuskeln in ständiger Bereitschaft. Kanzler Kohl, der nicht einäugig ist und die Reise in die Zukunft kannte, die Ostler als Weltmeister im Klagen, die nun auch für Rasierwasser mehr bezahlen müssen, weil ihre Gesichter immer länger geworden sind, oder die sprachlichen Wandlungen, welche über den Osten der Republik gekommen sind - alles und noch viel mehr hatte Platz im dicken Kakao des unerschöpflichen Humors. Gezwirbelte Beamtensprache, untersetzt mit bissigen Kommentaren, ergänzte das Ganze, so dass nun jeder endlich weiß, "stirbt ein Dienstreisender während einer Dienstreise, so ist diese damit beendet".

Neben dem aktuellen Buch wurden nach der Lesung auch "Mutters Sprache, Vaters Land" und das "Dicke Ernst Röhl Buch" angeboten - und selbstverständlich vom Autor signiert.

[ Sabine Slatosch ]
"Wo bleiben die Westpakete" "Wo bleiben die Westpakete"
 
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