18. Juli - 29. August 2010
Es hatte sich herumgesprochen: Uwe Thamm zeigt in den Räumen der Kunstfreunde am Markt einen repräsentativen Querschnitt seiner Arbeiten. Seit 1998 erregt er in Zehdenick und Umgebung immer wieder Aufsehen mit seinen Ausstellungen, Vorführungen, Installationen.
Und so riss der Besucherstrom am vergangenen Sonntag nicht ab.

Schon bevor Petra Schier, die Vereinsvorsitzende, mit ihrer Laudatio beginnen konnte, wurde es eng in den Räumen. Künstlerkollegen, Freunde, Bekannte und neugierig gewordene Gäste waren mit Blumen, kleinen Geschenken, guten Wünschen und hohen Erwartungen gekommen.

Blumen für den Künstler Elvis und seine Gitarre

Elvis Presleys "That′s All Right" aus dem Recorder lockte die Kunstfreunde sogleich zu zwei Arbeiten: Bild und Gitarre des Sängers in der künstlerischen Handschrift Uwe Thamms.
 
Vorwiegend Stein- und Metallarbeiten füllten den Raum. Daneben gewährte der Künstler den Besuchern aber auch mit "Stadtansicht" und "Sterbende Mühle in Bad Schmiedeberg" einen Blick in seine Skizzenbücher.

Von der Vielfalt seines Schaffens zeugte das großformatige "Man gönnt sich ja sonst nichts", das nicht zufällig über dem vorbereiteten Imbiss hing.

Bei der Betrachtung des Warzenbeißers
 
Immer wieder aber zog es die Kunstfreunde zu den Metallarbeiten. Kein Wunder, denn sie zeigten am auffälligsten das Anliegen des Künstlers, uns die alltäglichen Dinge des Lebens in einem neuen, ungewohnten Zusammenhang sehen zu lassen.
So hatte Uwe Thamm beispielsweise eine Metallkugel mit alten Zahnradteilen in einen Kugelfisch verwandelt und aus Auspuff, Sattelgerippe und Fahrradgabel einen "Don Quijote de la Mancha" gezaubert, der mutig gegen die heutigen Windräder kämpft.

Uwe Thamm in seinem Atelier Er selbst bezeichnet seinen originellen Kunststil als Re-Art, also als Recycling-Kunst. Das gibt es natürlich nicht erst seit heute.
Bei Cuxhaven gibt es seit 2004 die "ReArt" – eine große Recyclingkunstausstellung, bei der zahlreiche Künstler ihre jeweils verschiedenartige künstlerische Herangehensweise an das Thema Abfall demonstrieren.
Aber die Idee ist noch älter, wie der folgende Tagebucheintrag eines Künstlers zeigt:

"Heute bin ich auf dem Fleck gewesen, wo die Aschenmänner Müll hinbringen. Donnerwetter, war das schön (...)
Das wäre was für ein Andersensches Märchen, diese Sammlung ausgedienter Eimer, Körbe, Kessel, Soldatenkochgeschirre, Ölkannen, Draht, Straßenlaternen, Ofenrohre... Heute nacht werde ich wahrscheinlich davon träumen."
 
Das hätte natürlich auch Uwe gedacht haben können, aber es war bereits 1883 Vincent van Gogh, der sich derartig für Müll begeisterte.
Auch andere Künstler fanden bei herumliegendem Gerümpel Inspiration. Denken wir nur an Picassos berühmte Ziege aus Metallstücken, Gips und einem alten kaputten Weidenkorb.

Wenn Künstler die Welt betrachten, dann sehen sie sie mit anderen Augen. Der künstlerische Blick sieht, sammelt, kombiniert und revitalisiert, was anderen verborgen bleibt. Das Verhältnis zu den Dingen ist, wenn Künstlerinnen und Künstler sich ihnen nähern, immer ein ästhetisches, spannungs- und emotionsgeladenes.
Auch Uwe Thamm zeigt, dass er mit Kreativität, Nachdenklichkeit, handwerklichem Können und Humor aus Unscheinbarem, Weggeworfenem, Vergessenem, Altem etwas ganz Neues entstehen lassen kann.
 
Müll, das ist für Künstler ein Rohstoff, zu dem sie meist kostenlos Zugang haben. Wenn sie sich mit diesem Rohstoff beschäftigen, dann ist alles verwertbar. Und dann wird deutlich, dass man aus Abfällen energie- und ressourcensparend vieles machen kann und es sich daher lohnt, bewusst mit ihnen umzugehen.

Uwe Thamm im Gespräch mit Ausstellungsbesuchern Uwe Thamm will aber keinesfalls moralisieren oder mit dem pädagogisch mahnenden Finger winken, sondern anspruchsvoll und gut unterhalten.
Und will dem Betrachter mit einem Augenzwinkern die Augen öffnen, seine Kreativität und Vorstellungskraft wecken und ihn so die Dinge ganz anders als gewohnt sehen lassen...

Und so gelangten auch die Besucher nicht nur zu neuen, ungewohnten Einsichten, sie hatten auch noch ihren Spaß dabei.

Wer sich diese außergewöhnliche Ausstellung nicht entgehen lassen will, kann noch bis zum 29. August auch die wundervollen Steinarbeiten wie "Gut und Böse" oder "Wind und Welle" auf sich wirken lassen.

[ Fotos: Christel Banner ]
nach oben